Süßstoff Stevia – Geeigneter Ersatz für Zucker oder Risiko für die Gesundheit?
Stevia rebaudiana (syn. Eupatorium rebaudianum), oder auch Honigkraut, Süßblatt sowie Süßkraut, ist schon seit einiger Zeit in aller Munde, bis jetzt konnte es aufgrund fehlender Zulassung als Lebensmittel jedoch nicht in der Nahrungsmittelindustrie eingesetzt werden. Genau das soll sich nun ändern, denn am 14. April 2010 wurde es von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit als unbedenklich eingestuft und darauf folgt üblicherweise eine Zulassung (in Frankreich ist diese bereits erfolgt). Doch was ist dran am angeblich einzigen natürlichen Zuckerersatz, der noch dazu gesund und kalorienfrei, und damit zum Abnehmen geeignet, sein soll? Warum hat die Zulassung in der EU so lange gedauert?
Zu allererst möchte ich mit dem Ernährungsmythos aufräumen, dass Stevia der einzige Süßstoff sein soll der rein natürlicher Herkunft ist. Tatsächlich ist Stevia nur einer von vielen, einige davon sind sogar schon seit Längerem in der EU zugelassen.
- Thaumatin – Thaumatin wird aus der Katemfe Frucht gewonnen
- Neohesperidin-Dihydrochalcon – wird aus der Schale von Bitterorgangen hergestellt
- Aspartam – besteht aus zwei Aminosäuren, die so in jedem Schluck Milch vorkommen (glauben Sie den Unsinn nicht der über Aspartam verbreitet wird – es gibt keinerlei Beweiß dafür, dass Aspartam in irgendeiner Weise schädlich ist)
Diese drei Zuckerersatzstoffe sind durchweg unbedenklich und frei erhältlich. Warum aber trotzdem alle Stevia wollen und sogar soweit gehen es zu massiv überhöhten Preisen als Kosmetikprodukt zu kaufen nur um es zu erhalten ist eine schwer zu beantwortende Frage – Man muss den Marketingspezialisten, der Firmen die Stevia vertreiben, wohl gratulieren.
Sogar Spiegel-Online schreibt “Lebensmittelriesen starten die Zucker-Revolution” und lässt sich damit in die unerklärliche Stevia-Euphorie verwickeln. Aber warum?
- Stevia kann auch keine besonders hohe Süßkraft vorweisen, mit einer relativen Süßkraft von 150-300 (150-300 Mal süßer als Saccharose beziehungsweise Haushaltszucker) liegt es im unteren Mittelfeld. Andere, bereits zugelassene, Süßstoffe erreichen sogar eine relative Süßkraft von über 10.000.
- Die Temperaturbeständigkeit mit der so oft geworben wird is auch keine Besonderheit von Stevia, andere Süßstoffe können damit ebenfalls aufwarten. Zum Beispiel: Neotam, Neohesperidin-Dihydrochalkon, Sucralose, Saccharin, Cyclamat, Acesulfam und andere. Diese sind alle bereits in der EU zugelassen, als unbedenklich eingestuft und seit Jahrzehnten in Verwendung.
Nun wissen wir, dass Stevia ein ganz normaler Zuckerersatz ist, einer unter vielen, weder besonders schlecht, noch besonders gut – denn kalorienfrei sind sie ohnehin alle, aber warum hat die Zulassung so lange gedauert?
Honigkraut wird in Lateinamerika schon seit Jahrhunderten als Süßstoff verwendet und dort waren keinerlei negative Auswirkungen auf die einheimische Bevölkerung zu beobachten. Außerdem ist Süßkraut in Japan und den USA schon seit einiger Zeit zugelassen und wird dort ebenfalls als weitestgehend unbedenklich angesehen. In Europa wurde die Zulassung verzögert, weil man bei Tierversuchen mit Ratten festgestellt hat, daß das Abbauprodukt Steviol des eigentlichen Süßstoffes Steviosid bei Ratten möglicherweise mutagene Wirkung entfalten kann. Diese negative Wirkung auf die Gesundheit konnte bei Menschen allerdings NICHT festgestellt werden. Zudem trat sie bei Ratten erst auf, nachdem man sie mit Steviablättern gefüttert hat deren Gewicht die Hälfte (SIC!) ihres eigenen Körpergewichtes betrug. Eine Dosis die bei Menschen beim besten Willen nicht erreicht werden wird.
Zusammenfassend möchte ich sagen: Stevia ist ein unschädlicher Süßstoff unter vielen, es hat kaum besondere Eigenschaften (angebliche positive Auswirkungen auf Blutdruck und Stoffwechsel sind nicht bewiesen). Süßkraut ist damit zum Abnehmen durchaus geeignet, es gibt aber keinen rationalen Grund dafür, horrende Preise zu bezahlen, denn es gibt billigere und bessere Alternativen.
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